Unsere Partnerschaft mit Peru - über Schwester Soledad

Pangoa in Peru
Pangoa: Garten

Seit 1995 besteht ein Kontakt zwischen dem Kuniberg Berufskolleg und Schwester Soledad in Peru. Schwester Soledad ist Peruanerin und gehört dem Orden der "Misionaras del Sagrado Carazón de Jesús" an. Seit wir sie kennen, ist sie durch eine Art "Rollsystem" innerhalb des Ordens zusammen mit verschiedenen Schwestern an unterschiedlichen Orten in Peru tätig gewesen. Das Geld, das unser Weltladen mit dem Verkauf u. a. von fair gehandelten Produkten und regelmäßig stattfindenden Aktionen erwirtschaftet, geht an Schwester Soledad, die es an ihren jeweiligen (und auch ehemaligen) Wirkungsorten gemäß der Weltladen-Vereinssatzung als Hilfe zur Selbsthilfe in unterschiedliche Projekte investiert.

Zunächst war Schwester Soledad bis 2004 in Pangoa in der Provinz Satip (Department Junin) tätig. Von Lima, der Hauptstadt Perus aus ist der Ort nach ca. 15 Stunden Busfahrt Richtung OSten zu erreichen. Die Straße durchquert die Anden, die Gebirgsketten Süramerikas mit Bergen bis zu 7000 m Höhe. Dabei muss der Bus einen Pass von 4818 m überwinden! Pangoa liegt an der Ostflanke der östlichen Andenkette in Berg-Urwald auf 770 m, die dazugehörigen Ortschaften und Siedlungen der Ureinwohner sind zum Teil noch höhergelegen. In der vom üppigen Bergwald geprägten Umgebung Pangoas gibt es einige imposante Wasserfälle. Der Urwald selbst wird durch Abholzung landwirstchaftlich nutzbar gemacht. Hauptsächlich werden in der Region Kaffee, Kakao, Zitrusfrücht, Ananas und Yuca (eine kartoffelähnliche Wurzelfrucht) geerntet. Vor allem die indigene Bevölkerung hat in der Zeit des Terrorismus der 1980er Jahre stark gelitten und ist immer noch auf Hilfe angewiesen. Schwester Soledad hat in Pangoa mit Unterstützung des Weltladens eine Nähschule und eine Bibliothek aufgebaut. Auch wurde ein (für unsere Vorstellungen) sehr einfacher Unterrichtsraum gebaut.

Nähschule in Pangoa
Nähschule in Pangoa

Im Jahre 2004 wurde Schwester Soledad von ihrem Orden aus sehr plötzlich nach Acarí versetzt. Für unsere naturliebende Schwester Soledad das Kontrastprogramm pur: vom Urwald in die Wüste! Acarí ist ein kleiner Ort in einem Flusstal in der Wüste ca. 550 km südlich von Lima und ca. 20 km vom Pazifik aus landeinwärts gelegen. Der Ort wird von einer 200 m hohen Sanddüne flankiert, an deren Fluß archäologisch interessante Funde der Inka-Zeit gemacht wurden. Acarí selbst besteht aus einfachen Hütten oder kleinen Steinhäusern. Die Hausptstraße ist nur bis zum Anfang des Ortes asphaltiert, so dass der Überlandbus, der einmal am Tag den Ort anfährt, und die wenigen Autos und Mopreds gehörig Staub aufwirbeln.

Acari Landschaft
Acarí

In Acarí selbst regnet es normalerweise nie. Der Fluss führt aber Wasser, wenn es in den nahegelegenen Bergen regnet. Manchmal ist er nur ein Rinnsal. Aber das Wasser reicht, um bescheidene Landwirtschaft betreiben zu können. Es werden Oliven, Baumwolle, Kartoffeln, Mais und Luzerne angebaut., wobei Luzerne als Futter für Kühe und Schafe verwendet wird. Wer kein eigenes Land besitzt, arbeitet als Tagelöhner. Durch Zuwanderung aus den Bergen wächst der Ort stetig, allerdings ist auch hier die materielle Not überall zu spüren. Mit finanzieller Unterstützung durch den Weltladen konnte Schwester Soledad u. a. einigen jungen Menschen in Acarí aus ärmlichen Verhältnissen eine Ausbidlung bzw. ein Studium ermöglichen.

2010 wurde Schwester Soledad erneut an einen anderen Wirkungsort geschickt, nach Huaraz. Da Schwester Soledad selbst aus Huaraz stammt und ihre Geschwister auch dort leben, war dieser Wechsel natürlich eine schöne neue Aufgabe. Huaraz, die Hauptstadt der Region Ancash, liegt ca. 450 km nördlich von Lima, ungefähr 10 Autobusstunden entfernt im fruchtbaren Hochtal der Anden auf 3100 m zwischen der "Cordillera Negra" und der "Cordillera Blanca". Durch die Cordillera Negra wird der kalte Wind vom Pazifik abgehalten, so dass sogar Aprikosenbäume und Palmen dort gedeihen. In der Umgebung wird Landwirtschaft betrieben. Der "Huascarán" (6778 m), der höchste Berg Perus in der Cordillera Blanca (= Weiße Gebirgskette) beherrscht zusammen mit weiteren immer schneebedeckten Bergen dieses vom Santa-Fluss geprägte Hochtal. Huaraz ist eine Stadt mit ca. 55.000 Einwohnern, ein Mittelzentrum mit intensivem Markttreiben durch die Bewohner des Umlandes. Auch ist die Stadt Ausgangspunkt für Bergsteiger- und Trekkingtouren.

In Huaraz war Schwester Soledad u.a. in der Gefangenenbetreuung tätig und hat sich für die Projektierung einer Art Frauenhaus eingesetzt, wo misshandelte und mittellose Frauen mit ihren Kindern, aber auch alte Menschen aufgenommen werden sollen. Mit Unterstützung durch Geld von unserem Weltladen wird den Kindern eines politischen Gefangenen der Schulweg aus dem Umland nach Huaraz mit dem Bus ermöglicht, anderen jungen mittellosen Leuten ein Studium bzw. eine Ausbildung.

Nach nur drei Jahren musste Schwester Soledad wieder Abschied von Huaraz nehmen. Seit März 2013 wird sie wieder in Pangoa gebraucht. Der Ort im Urwald hat sich in den Jahren ihrer Abwesenheit sehr vergrößert, infrastrukturmäßig ist einiges besser geworden. Allerdings beobachtet Schwester Soledad einen zunehmenden Werteverlust in Teilen der Bevölkerung. Auch brauchen leider immer noch viele Menschen Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu kann der Kuniberger Weltladen wieder beitragen durch finanzielle Unterstützung zweier junger Leute, die ohne das Geld nicht ihr Studium der Landwirtschaft bzw. Lebensmitteltechnologie aufnehmen könnten, da ihr Studienort zu weit entfernt liegt.

Immer wieder bekommen wir Post aus Peru, von den Menschen die wir unterstützen. Maribel, ein junge Frau, die wir mit unseren Tätigkeiten im Weltladen finanziell unterstützen schrieb uns:

Liebe Lehrer/innen und Schüler/innen,

ich, Maribel, habe die Freude Ihnen zu schreiben und Sie alle herzlich zu umarmen für die Hilfe, die Sie uns bieten, damit wir so unsere gesteckten Ziele erreichen können.

[...] ich studiere noch, trotz der Schwierigkeiten und der traurigen Ereignisse, die ich in meinem bisherigen Leben erlebt habe.

[...] mit der Gnade des Herrn und der Güte von einigen Personen haben wir bis jetzt weiterkommen können.

Nun verabschiede ich mich von Ihnen, liebe Lehrer/innen und Schüler/innen und sage Ihnen "Danke" für die Unterstützung, die Sie uns gewähren, da wir sonst niemanden haben , auf den wir uns verlassen können.

Maribel

Nachdem sie ihre Familie verloren hatte, war sie mit ihrem jüngeren Bruder völlig auf sich allein gestellt. Durch die Unterstützung unseres Weltladens hat sie die Möglichkeit zu studieren. Somit hat sie eine bessere Perspektive für ihre Zukunft.

Die Beziehungen zwischen dem Weltladen und Peru wurden durch persönliche Begegnungen immer intensiver und vertrauter. Nach regem Briefwechsel besuchte zunächst Schwester Soledad im Sommer 2003 auf unsere Einladung hin unseren Weltladen und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei allen. Zwei Jahre später, im November 2005, feierte sie mit uns das 10jährige Bestehen des Weltladenvereins und bereicherte durch ihre offene, sehr persönliche und freundschaftliche Art die Veranstaltung, die Gespräche und unsere Beziehung insgesamt. Im Juli 2010 fuhr schließlich eine Gruppe des "Eine-Welt-Kreises" aus Oer-Erkenschwick (der ebenfalls Projekte von Schwester Soledad unterstütz) zusammen mit zwei Lehrerinnen vom Kuniberg nach Peru. Der Besuch in Lima, Huaraz, Acarí und Arequipa, die Orte und Landschaften, die Begegnungen mit Menschen, die von uns unterstützt wurden, die Gespräche mit Schulkindern und anderen Peruanerinnen und Peruanern und nicht zuletzt das Zusammensein mit den Schwestern, besonders mit Schwester Soledad: Das alles hat sich tiefen und unvergesslichen eingeprägt und uns in der Gewissheit bestärkt, in Schwester Soledad eine vertrauenswürdige "Verwalterin" der vom Weltladen überwiesenen Gelder, eine kompetente Projektmanagerin und eine Herzensfreundin gefunden zu haben. Im Juli 2011 besuchte schließlich Schwester Donrose, die wir in Lima kennengelernt hatten und die zu der Zeit in Acarí tätig war, ebenfalls den Kuniberg. Auch sie konnte die Schülerinnen und Schüler mit ihrer offenen und herzlichen Art begeistern, mit der sie über Peru, seine Bewohner und Probleme sprach. Der persönliche Kontakt mit Schwester Soledad –ob schriftlich oder telefonisch –ist immer wieder schön. Aber noch schöner wäre es, wenn sie 2015 zum 20jährigen Weltladenjubiläum wieder nach Recklinghausen kommen könnte.

Besuch von Schwester Soledad 2003
Besuch von Schwester Soledad 2003

Zurück